mondibavII
Das Bauhaus Ateliergebäude, auch „Prellerhaus“ genannt, diente ursprünglich als Studentenwohnheim und verfügt heute über 16 Einzelzimmer (40,00 €/Nacht, Fr. und Sa. 45,00 €), sechs Doppelzimmer (60,00 €/Nacht, Fr. und Sa. 65,00 €) sowie ein sogenanntes re-inszeniertes Zimmer (50,00 €/Nacht, Fr. und Sa. 55,00 €), alle ohne Bad/WC und Fernseher. Auch eine Minibar findet man nicht, die heutzutage aber eh erst ab der -Kategorie zum Standard gehört. Dafür gibt es auf jeder Etage nicht nur Duschen und Toiletten, sondern auch eine Teeküche mit Kühlschrank zur gemeinsamen Nutzung. Außerdem kann man sich bis Mitternacht (Sonntag bis 18 Uhr) im „café-bistro im bauhaus“ mit Getränken versorgen. Dort gibt es auch ein recht umfassendes Frühstücksangebot (kein Büffet) zu akzeptablen Preisen (siehe meine gesonderte Rezension zum „café-bistro im bauhaus“).||||Das Bauhausgebäude kann man vom Bahnhof aus bequem in weniger als zehn Minuten zu Fuß erreichen. Wegen der sehr guten Beschilderung ist Verlaufen unmöglich. Außerdem verkehren mehrere Buslinien zwischen Hauptbahnhof und Bauhausplatz, der Haltestelle, die direkt vorm Bauhaus liegt. Besonders zu erwähnen ist der Bus mit der Nummer 10 („Bauhauslinie“), der vom „Kornhaus“ über das Bauhaus und das Bauhausmuseum bis zur „Siedlung Törten“ alle wichtigen Bauhaus-Sehenswürdigkeiten ansteuert. Die im Bus erhältliche Tageskarte (5,00 €) lohnt sich schon ab der dritten Fahrt (Einzelticket 1,70 €).||||Aber zurück zum „Prellerhaus“: Als ich meinen Schlüssel im „café-bistro im bauhaus“, in dem man ab der in der Buchungsbestätigung genannten Uhrzeit einchecken muss, abgeholt habe, wurde ich zwar freundlich empfangen, aber leider wurde mir die Funktionsweise des High-Tech-Türöffners nicht erklärt. So gelangte ich zunächst nur in das unverschlossene Ateliergebäude, erreichte aber mein Zimmer nicht, weil ich nicht in der Lage war, die versperrte Tür zum Gang im zweiten Stock zu öffnen. Zum Glück geisterte noch ein Security-Mitarbeiter durch den Eingangsbereich, der mir erläuterte, dass man den Schlüssel vorsichtig ins Schloss einführen und vor dem Umdrehen warten müsse, bis auf einem winzigen Display ein lachendes Smiley zu sehen sei. Ich konnte das zwar trotz Brille bei der schwachen Beleuchtung kaum erkennen, aber es funktionierte. Zum Glück traf ich später noch eine ältere Dame an, der es auch nicht gelang, die Tür zu öffnen. Ich war also nicht der einzige, der mit dem System etwas überfordert war und konnte jetzt sogar auch noch weiterhelfen. Welchem Zweck die Elektronik in dem ansonsten üblichen Sicherheitsschlüssel dienen soll, hat sich mit nicht erschlossen. Es muss ja keine Wegfahrsperre oder Alarmanlage deaktiviert werden.||||Wie auch immer, schließlich konnte ich mein Zimmer betreten, das wirklich beeindruckend war und mir das Gefühl vermittelte, im Bauhaus von damals angekommen zu sein. ||||Allerdings war mein Zimmer wahrscheinlich noch spartanischer ausgestattet als die damalige Studentenunterkunft, in der sich nach meiner Vermutung eine Art Kleiderschrank befand. Hier gab es nur eine Garderobe, obwohl in dem sehr großen Zimmer ein einfaches Schrankmöbel ohne Weiteres Platz finden würde. Etwas verwundert war ich auch darüber, dass bei dem Sideboard einige Alu-Kantenschutzprofile und Schraubenblenden fehlten. Das ist bestimmt kein Drama und schränkt auch die Gebrauchstauglichkeit nicht ein. Ich hätte aber erwartet, dass man darauf achtet, in einem solchen Kleinod auch die Einrichtungsgegenstände in einem Top-Zustand zu erhalten, selbst wenn es sich natürlich nicht um Originale handelt. ||||Das Gleiche gilt für das Waschbecken im Zimmer, das ich zunächst nicht nutzen konnte, weil der Abflussstopfen verklemmt war. Am nächsten Vormittag ist es einer Mitarbeiterin, die wohl so etwas wie die Hausdame war und die ich zufällig auf dem Gang antraf, durch heftiges Rütteln am Siphon-Gestänge gelungen, den Stopfen zu lösen und herauszunehmen. Auch das ist nicht schlimm, aber unnötig, weil der Defekt beim Herrichten des Zimmers hätte auffallen und behoben werden müssen.||||Wie gesagt, das sind nur Kleinigkeiten, die ich aber ebenso für erwähnenswert halte, wie den Umstand, dass das Zimmer mit ausreichend Steckdosen und Beleuchtungskörpern sowie einem sehr guten Bett ausgestattet war, in dem ich entspannt schlafen konnte. Nachts herrscht absolute Ruhe und der Raum lässt sich durch die dichten Vorhänge ausreichend abdunkeln.||||Dass man sich die Etagentoilette mit drei weiteren Zimmern teilen muss, ist mir zu keinem Zeitpunkt negativ aufgefallen, zumal hier offenbar auch die Gäste auf absolute Sauberkeit achten und es fast nie zu zeitlichen Überschneidungen gekommen ist. Das gilt auch für die ausgezeichneten und sehr schön designten Einzelnasszellen, die über einen kleinen Vorraum, eine Duschkabine mit Regendusche, Handbrause und die nötigen Ablagemöglichkeiten verfügen. ||Wer (meiner Meinung nach unnötige) hygienische Bedenken oder empfindliche Bürofüße haben sollte, dem sei die Nutzung von Badeschlappen empfohlen. Auch im Zimmer, in dem natürlich und zum Glück kein Teppichboden verlegt wurde, ist das Tragen von Hausschuhen angebracht, wenn man leicht kalte Füße bekommt. ||||Unbeschadet dieser Fakten überwiegt das emotionale Erlebnis, wenn man hier in dem Originalschauplatz übernachtet, durch die große Fensterfläche den Blick in freie genießt, oder etwas verunsichert den kleinen Balkon mit seiner niedrigen und offenen Brüstung betritt, auf dem einst Bauhausstudenten (damals hieß das ja noch nicht „Studierende“) waghalsige Kunststücke und Mutproben vollführten. ||||Für meine Begriffe gibt es bei einem Besuch des Bauhauses in Dessau keine Alternative zur Übernachtung im Atelierhaus. Ich kann das wirklich nur empfehlen und werde bei meinem nächsten Besuch auch wieder versuchen, hier ein Zimmer zu buchen.